Hörst du die Stille?
- infolebensereignis
- vor 4 Tagen
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Wenn die Welt stiller wird, hören wir die Stimme in uns.

Hast du gewusst, dass man in der Wüste die Stille hören kann?Die Wüste kennt keinen Lärm. Nur Wind, Weite, Atem. Wer dort steht, begegnet einer Stille, die nicht leer ist, sondern ehrlich. So ehrlich, dass fast jeder Gedanke laut ist. Für uns lärmgewohnte Besucher ist diese Lautlosigkeit beinahe unheimlich – und zugleich heilsam.
Viele Nomadenvölker sagen:
„In der Wüste hörst du, was die Erde dir sagt.“
Und manche fügen hinzu:
„Wenn du lange genug hinhörst, hörst du dich selbst.“
Wir leben in einer Zeit, die voller Geräusche ist. Städte rauschen im Takt des Verkehrs. Geschäfte berieseln uns mit Musik. Und zum äusseren Lärm gesellt sich der innere: Sorgen, Ängste, die täglichen Nachrichten aus einer Welt, die selten zur Ruhe kommt. Ein beschleunigtes Leben, das uns mit Bildern und Reizen überflutet – und manchmal machen wir Menschen auch selbst viel Lärm um nichts.
Kein Wunder suchen viele Menschen die Stille. Sie nehmen sich Auszeiten wie «Wüstentage», «Oasentage», fahren ins Kloster, in die Berge, in die Natur oder eben in die Wüste.
Doch wer sich dem Lärm entziehen möchte, merkt schnell: Stille ist nicht nur Abwesenheit von Lärm. Echte Stille ist anspruchsvoll. Sie fordert uns heraus – und schenkt uns aber gleichzeitig etwas Inspirierendes, Wohltuendes, Erfüllendes.
Während des sogenannten „Lockdown“, wurde die menschliche Welt stiller und plötzlich konnten wir die sonst leisen Stimmen der Natur hören, wie das Summen der Insekten, den Flügelschlag eines Vogels, das Lied des Windes. Wir konnten, wenn wir es wollten, eine neue Welt „er-lauschen“, deren Stimme weniger laut, weniger künstlich und weniger aggressiv an unser Ohr wehte.
Und doch ist es für uns Menschen schwierig, still zu werden und still zu sein. Wir sind es nicht gewohnt, denn Betriebsamkeit und Lärm bestimmen unseren Alltag. Oft ist es leichter, beschäftigt zu bleiben, als einen Moment wirklich hinzuhören. Denn in der Stille werden wir auf uns selbst zurückgeworfen und sie konfrontiert uns mit dem, was wir sonst geschickt überdecken: unsere Fragen, unsere Sehnsüchte, unsere offenen (Bau)Stellen.
Still werden heisst: sich selbst aushalten.
Es bedeutet, die eigenen Gedanken nicht sofort wegzuschieben, sondern ihnen Raum zu geben. Manchmal zeigt uns die Stille, was uns bewegt, bevor wir es selbst in Worte fassen können. Und wenn wir ihr ein wenig Zeit schenken, kann sie zu einer inneren Kraftquelle werden – leise, unspektakulär, aber verlässlich.
Und vielleicht ist genau das der Anfang des Advents.
Diese frühe Dunkelheit, die uns umhüllt. Dieses Innehalten, das wir nicht planen können, sondern dem wir nur Raum geben müssen. Advent ist nicht zuerst ein Countdown voller Termine, sondern eine Einladung, die Stille wieder zu hören – die äussere und die innere.
Wenn wir eine Kerze anzünden, beginnt die Welt nicht nur heller, sondern auch leiser zu werden. Dann können wir horchen: Was sagt mir mein eigenes Herz? Was will in mir zur Ruhe kommen? Was möchte geboren werden, wenn die Tage dunkler werden?
Vielleicht beginnt Advent dort, wo wir uns trauen, still zu sein und still zu werden.
TIPP - Kleines Stilleritual zum 2. Advent
Zünde bewusst die 1. Kerze am Adventskranz, oder sonst eine Kerze an und gönne dir eine halbe Stunde Stille.
Atme ruhig ein und aus, werde still, höre in dich hinein und lass deine Gedanken kommen und gehen.
Wüste - Ruhe - Stille – hinzuhören– Sehnsüchte –sich selbst aushalten – Zeit schenken – innere Kraftquelle - innehalten - hören - geboren werden
Geniesse, wenn du magst, auch wieder eine Tasse Tee oder Kaffee dazu und vielleicht gönnst du dir auch ein paar Weihnachtsguetzli.
Ich wünsche dir und deinen Lieben einen frohen, besinnlichen und gesegneten 2. Advent!
Text zum 2ten Advent (Netzfund)
Bleib einmal stehn und haste nicht
und schau das kleine, stille Licht
Nimm dir Zeit für dich allein
und höre tief in dich hinein
Lass deine Sinne einmal ruhn
und hab den Mut, gar nichts zu tun
Lass diese wilde Welt sich drehn
und hab den Mut, sie nicht zu sehn
Sei wieder Mensch und wieder Kind
und spür, wie Kinder glücklich sind
Dann bist von aller Hast getrennt
Du auf dem Weg durch den Advent...



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