Wenn die Welten sich berühren
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Von Allerheiligen, Halloween und dem Día de los Muertos – Festtage des Erinnerns

Hast du gewusst, dass es auf der ganzen Welt eine Zeit im Jahr gibt, in der sich Hinterbliebene ihren Verstorbenen besonders nahe fühlen?Wenn die Tage kürzer werden, Nebel die Landschaft umhüllt und das Licht weicher wird: Dann beginnt vielerorts die Zeit des Gedenkens. Es heisst, der Schleier zwischen der Welt der Lebenden und der der Toten wird dann dünner – und vielleicht spüren wir genau deshalb die Verbindung zu jenen, die vor uns gegangen sind, besonders deutlich.
In verschiedenen Kulturen wird diese Schwellenzeit ganz unterschiedlich gefeiert: still und ehrfürchtig, bunt und voller Leben, manchmal mit Kerzen und Blumen, manchmal mit Masken und Musik. Doch in allem liegt derselbe Gedanke: Erinnern ist eine Form von Liebe – und Liebe endet nicht mit dem Tod.
Día de los Muertos
In Mexiko wird der Tag der Ahnen festlich, farbenfroh und voller Herzenswärme begangen. In den Häusern und Wohnungen entstehen kleine Altäre, geschmückt mit Blumen, Kerzen und den Bildern geliebter Verstorbener – damit sie nicht vergessen werden.Überall leuchten die Farben des Lebens: das Orange der Ringelblumen, das Lila der Kerzen, das Gold des Lichts.
Die Disney-Produktion Coco hat diese Tradition auf berührende Weise aufgegriffen. Der Film führt uns in eine Welt, in der Erinnerungen Brücken schlagen, und zeigt, dass das Gedenken an die Toten zugleich ein Feiern des Lebens sein kann. Er erinnert uns daran, dass jene, die wir lieben, nicht verschwunden sind – sie leben in unseren Geschichten, in unseren Herzen und in allem, was uns geprägt hat, weiter. Ein wunderbarer Film, nicht nur für Kinder.
Halloween
Weniger besinnlich, doch mit denselben alten Wurzeln, ist Halloween. Ursprünglich geht dieses Fest auf das keltische Samhain zurück – den Übergang vom Sommer zum Winter, vom Licht zur Dunkelheit. Man glaubte, dass in dieser Nacht die Grenzen zwischen den Welten durchlässig sind und die Geister der Verstorbenen umherziehen. Um sich vor ihnen zu schützen oder sie zu besänftigen, entzündeten die Menschen Feuer, trugen Masken und stellten Gaben vor die Türen.
Heute hat Halloween vielerorts seinen ernsten Ursprung verloren und ist zu einem spielerischen, fröhlichen Fest geworden – mit Verkleidungen, Kürbissen und Kinderlachen in der Dunkelheit. Und doch liegt in seinem Kern noch immer dieselbe Erinnerung: dass Licht und Schatten zusammengehören, dass wir das Dunkle nicht fürchten müssen, wenn wir ihm mit offenen Augen begegnen.
Denn vieles, was wächst und neues Leben hervorbringt, beginnt im Dunkeln – ein Same in der Erde, ein Kind im Mutterleib, ein Gedanke in der Stille. Auch Ruhe finden wir vor Allem, wenn die Lichter erlöschen und uns die Dunkelheit sanft umhüllt.
Allerheiligen und Allerseelen
Hier bei uns stehen die Tage um den 1. und 2. November im Zeichen des stillen Gedenkens. Allerheiligen ehrt all jene, die ihren Glauben mit Güte, Mut oder Liebe gelebt haben – bekannte und unbekannte Heilige, Menschen, die ein Licht in die Welt getragen haben. Allerseelen am Tag darauf ist den persönlichen Verstorbenen gewidmet, jenen, die uns im Leben begleitet haben und deren Spuren wir in uns tragen.
Viele besuchen in diesen Tagen die Friedhöfe, schmücken die Gräber mit Kerzen und Blumen und verweilen für einen Moment in Gedanken. So wird diese Zeit zu einer Zeit der Stille, des Gedenkens und der Dankbarkeit.Vielleicht spüren wir gerade dann, wie tief unsere Wurzeln reichen – und dass die, die gegangen sind, weiterhin Teil unseres Lebens sind. Nicht sichtbar, aber spürbar. Nicht anwesend, aber dennoch ganz nah.
Innehalten und erinnern
All diese Feste – ob still, bunt oder geheimnisvoll – erzählen von derselben Sehnsucht: der Verbindung über den Tod hinaus. Sie zeigen uns, dass Erinnern nicht Rückblick, sondern eine lebendige Beziehung bedeutet, die weiterwirkt.
TIPP
Wann hast du zuletzt gespürt, dass jemand, der nicht mehr da ist, trotzdem ganz nah war?
In meinen Abschiedszeremonien und Trauerfeiern schaffe ich Raum für genau solche Momente – für Erinnerung, Würde und die stille Gewissheit, dass Liebe bleibt.



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