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Frederik und die innere Vorratskammer

  • infolebensereignis
  • 5. Okt.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 6. Okt.

Gedanken zur Erntezeit


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Hast du gewusst, dass Quittenbäume als Symbol für Liebe, Glück und Fruchtbarkeit gelten?

Die Quitte, auch bekannt als „heilige Frucht der Aphrodite“, war in der griechischen Mythologie Aphrodite der Göttin der Liebe geweiht. Sie stand für Zuneigung, Fülle und Beständigkeit. Auch im alten Rom galt sie als Glücksbringer: Brautpaare erhielten Quitten als Zeichen einer glücklichen Ehe. Nach der Eroberung Kretas brachten die Römer die Frucht nach Italien – von dort verbreitete sich ihr Anbau in ganz Europa.

 

In unserem Garten steht ein Quittenbaum. Er ist schon etwas in die Jahre gekommen – und doch trägt er jedes Jahr eine Fülle goldgelber Früchte. Auch dieses Jahr ist die Ernte wieder gross. Einen Teil verschenken wir, und wie immer koche ich über einige Tage hinweg Quittengelee ein. Es ist jedes Mal viel Arbeit, aber sie lohnt sich und macht Freude.

Vor allem das Probieren des noch halbwarmen, frischgekochten Gelees – ein kleiner Moment des Glücks.


Erntedank – früher und heute

Früher feierte man Erntedank, wenn die Vorratskammern gefüllt waren – mit Äpfeln, Getreide, Nüssen und Kartoffeln. Die letzte Gabe des Feldes wurde aufbewahrt, um Glück für das kommende Jahr zu sichern. Schon in der Antike brachten Menschen den Göttern Opfer dar, um für eine reiche Ernte zu danken.

Auch in der Bibel lesen wir ganz in den Anfängen des alten Testamentes bei Kain und Abel darüber. Kain opfert Gott Früchte, sein Bruder als Hirte ein Tier seiner Herde.


Bei den Kelten wurden kleine Teile des Kornertrags den Feen gespendet, und Frauen flochten kunstvolle Ernteknoten aus Stroh – Sinnbilder für Verbundenheit und Schutz.


Nach historischen Berichten gilt das erste gemeinsame Erntedankfest von Pilgervätern und dem Stamm der Wampanoag-Indianer in Massachusetts im Herbst 1621 als Ursprung des amerikanischen Thanksgiving. Seit 1941 wird es in den USA offiziell am vierten Donnerstag im November gefeiert – ein Fest, das Familie, Gemeinschaft und Dankbarkeit ins Zentrum stellt. Traditionell wird dabei ein gebratener und gefüllter Truthahn geteilt.


Erntefeste waren und sind Zeiten der Begegnung – mit Musik, Tanz und gemeinsamen Mahlzeiten. Der Brauch hat sich über Jahrhunderte erhalten, wenn auch im Wandel der Zeit. Heute begegnen wir ihm als Volksfest, Alpabzug oder kirchliches Ritual, wenn Kirchen mit Erntegaben geschmückt und Früchte und Gemüse gesegnet werden.


Erntedank ist Ausdruck von Dankbarkeit für die Fülle des Lebens – und eine Gelegenheit, den Respekt vor der Natur und ihrer Fruchtbarkeit zu feiern. Gerade in unserer schnellen und dadurch oft "oberflächlichen" Zeit ist es eine Einladung, als Familie eigene kleine Rituale zu schaffen: Momente, in denen wir die Gaben der Natur bewusst wahrnehmen und dankbar sind.



Unsichtbare Schätze des Lebens

Viele von uns sind heute nicht mehr direkt mit der Ernte verbunden. Wir kaufen unsere Lebensmittel im Supermarkt, doch auch dort zeigt sich die Vielfalt der Natur in all ihren Farben und Formen und erinnert uns still zur Dankbarkeit: Dankbarkeit für das, was uns trägt.


Dankbarkeit aber nicht nur für das Brot auf dem Tisch oder die Früchte an den Bäumen, sondern auch für die unsichtbaren Vorräte,  Vorräte die unser Leben ebenfalls reich machen. Denn es geht nicht nur um volle Regale und Kühlschränke, sondern auch um den Inhalt unserer inneren Vorratskammer.



Die Geschichte von Frederik

Eine meiner liebsten Geschichten dazu ist die von Frederik, der kleinen Maus aus dem Bilderbuch von Leo Lionni. Ich habe sie früher oft den Kindern und Jugendlichen im Religionsunterricht erzählt.

Während alle anderen Mäuse im Sommer fleissig Körner und Nüsse sammelten, sass Frederik scheinbar untätig in der Sonne. Er schloss die Augen, betrachtete die Farben der Blumen, lauschte dem Wind.

„Frederik, warum hilfst du nicht?“, fragten die anderen. Doch er antwortete: „Ich sammle Sonnenstrahlen, Farben und Worte.“

Im Winter, als die Vorräte aufgebraucht waren und Dunkelheit und Kälte schwer auf den Mäusen lasteten, erinnerte sich die Gemeinschaft an Frederik. Da erzählte er von der Wärme der Sonne, von den leuchtenden Farben des Sommers, von den Worten, die Herz und Seele wärmen.

So schenkte er den anderen Hoffnung und Freude – und sie verstanden, dass seine unsichtbaren Vorräte genauso wichtig waren wie Nahrung.



Die innere Vorratskammer

Genau darum geht es auch für uns: Wir alle tragen eine innere Vorratskammer in uns. Neben Lebensmitteln dürfen dort auch Erinnerungen, Begegnungen, Geschichten, Liebe und Hoffnung

Platz haben.

Vielleicht sind es Momente der Gemeinschaft, die Erinnerung an einen Sommertag, berührende Worte eines lieben Menschen oder ein Lied, das dich durchträgt.

Diese unsichtbaren Vorräte tragen uns durch die winterlichen Zeiten, die zum Leben dazugehören.

Sie wärmen uns in kalten, traurigen oder schwierigen Momenten – und schenken Licht, wenn es dunkel wird.

Denn manches, was uns trägt, passt in kein Vorratsglas.

Nicht nur Äpfel oder Quitten – sondern auch Erinnerungen, Begegnungen und Worte, die wärmen. Wenn draussen die Tage kürzer werden, dürfen wir auch im Innern ernten.

Dankbarkeit, die bleibt.

Wärme, die trägt.



Ritual-Tipp

Ein kleines Ritual kann helfen: Nimm dir an einem Herbstabend Zeit, zünde eine Kerze an und schreibe drei Dinge auf, die dich in den kommenden Monaten wärmen und stärken werden.

So füllst du deine eigene Vorratskammer.



Frederik, ein wunderbares Geschenk zur Willkommensfeier oder Taufe!

Soeben bei Exlibris als gebundene Ausgabe für nur Fr. 18 entdeckt :)


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